IHHT Höhentraining: Wie wir die IHHT Therapie in den Schlosspraxen in Hachenburg einsetzen
- Dr. med. Christian Meyer
- 2. Mai
- 6 Min. Lesezeit
IHHT-Höhentraining – Konzept, Nobelpreis, Hintergrund
Die Abkürzung IHHT steht für Intervall-Hypoxie-Hyperoxie-Training – vereinfacht gesagt: ein „Höhentraining“ durch abwechselnd niedrige (hypoxische) und hohe (hyperoxische) Sauerstoffzufuhr. Dieser Trainingsreiz ahmt die natürlichen Bedingungen eines Höhenaufenthalts nach. Ursprünglich wurde das Prinzip in der Sportmedizin eingesetzt, um Leistungssportlerinnen und Leistungssportler zu stärken. Heute findet es in der Medizin breite Anwendung, zum Beispiel ergänzend bei Long- und Post-COVID-Beschwerden, Herz-Kreislauf- sowie Lungenerkrankungen und sogar im Rahmen ganzheitlicher Therapiekonzepte für Burnout und Erschöpfung.
Ein wichtiger wissenschaftlicher Hintergrund: Die Fähigkeit unserer Zellen, Sauerstoff zu messen und entsprechend zu reagieren, wurde 2019 mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin gewürdigt. Die Preisträger fanden heraus, wie Zellen ihr eigenes Sauerstoffniveau erkennen und darauf reagieren. Genau hier setzt das IHHT an, indem es den Körper gezielt mit Sauerstoffschwankungen konfrontiert. Dadurch sollen vor allem die Mitochondrien – unsere „Energiekraftwerke“ in den Zellen – stimuliert und erneuert werden, was sich positiv auf den gesamten Organismus auswirken kann.
IHHT Therapie in den Praxen am Schloss Hachenburg
Im Interview mit Dr. med. Christian Meyer der Schlosspraxen Meyer in Hachenburg wird schnell deutlich, warum das Team von dieser Methode überzeugt ist. Denn trotz vieler Informationen, die heute im Internet kursieren, gibt es eine persönliche Motivation, eine echte Leidenschaft, mit der das Schlosspraxen-Team das IHHT in ihr ganzheitliches Behandlungskonzept einbindet.
Wie alles begann
Dr. med. Christian Meyer ist regelmäßig auf internationalen Kongressen unterwegs und beobachtete aufmerksam die Forschung der Charité in Berlin sowie Kollegenberichte aus aller Welt. Besonders beeindruckt hat ihn ein chirurgischer Kollege, der von einem Patienten berichtete, dessen Pumpfunktion des Herzens (Ejektionsfraktion) sich mit IHHT-Anwendungen von rund 25 Prozent spürbar verbessert hat. Als er schließlich das IHHT-Gerät über einige Monate in den Schlosspraxen testete, waren die positiven Rückmeldungen der Patientinnen und Patienten so eindeutig, dass es für ihn kein Zurück mehr gab: Die Schlosspraxen haben sich für das Höhentraining entschieden.
Ganzheitliche Behandlung: Von Rheuma bis Long COVID
Die Schlosspraxis setzt das IHHT nicht nur ergänzend bei Herzschwäche, Angina Pectoris, Asthma oder COPD ein, sondern auch bei rheumatologischen Erkrankungen und auch bei Long-COVID und Post-COVID. Ein junger Patient mit rheumatischen Gelenkbeschwerden berichtete nach zehn IHHT-Sitzungen, dass er sich so gut wie schon lange nicht mehr gefühlt habe. Solche Erfahrungen zeigen das große Potenzial der Therapie bei Entzündungsprozessen wie Rheuma und Erschöpfungssyndromen.
Neurotrophe Effekte: Von Burnout bis Depression
IHHT kann zudem positive Effekte auf die Gehirnfunktion haben. Forschungsarbeiten deuten darauf hin, dass während des Trainings sogenannte neurotrope Substanzen – also auf das Nervensystem wirkende Substanzen - freigesetzt werden können. Auf dieser Grundlage integrieren wir das IHHT als ergänzende Säule in ganzheitliche Behandlungskonzepte bei Burnout, Depressionen oder Angststörungen. Für viele unserer Patienten ist eine Kombination aus diagnostischen Verfahren (z.B. Herz- und Lungenbelastungstests), begleitender Psychotherapie, ggf. medikamentöser Behandlung und IHHT-Anwendung ein wertvoller Ansatz, um wieder neue Energie zu schöpfen.
Die Wohlfühlatmosphäre in unseren Praxen am Schloss Hachenburg
Ein großes Anliegen des Schlosspraxen-Teams ist, dass sich unsere Patienten während der IHHT-Sitzung entspannen und zur Ruhe kommen können. Eine Sitzung dauert 40 bis 60 Minuten. In den ersten zehn Minuten ermittelt eine eingebaute künstliche Intelligenz die individuelle Belastbarkeit. Anschließend startet ein Trainingsprogramm, bei dem Sauerstoff-Level gezielt in Intervallen abgesenkt und wieder erhöht werden – wie ein Höhentraining, ohne Berge.
Währenddessen liegen die Patienten gemütlich auf einer Liege, das Licht ist gedimmt, es läuft leise Entspannungsmusik – und das Handy wird ganz bewusst zur Seite gelegt. Eine Eins-zu-eins-Betreuung, EKG- und Blutdrucküberwachung sind wichtige Teile des Sicherheitskonzepts. So fühlt sich jeder gut aufgehoben, selbst wenn die Sauerstoffsättigung bis auf 80 Prozent absinken darf.
Interview mit Dr. med. Christian Meyer: Wie läuft eine IHHT-Behandlung in den Schlosspraxen Meyer ab?
Interviewer: „Das heißt, wie kann ich mir vorstellen, dass so eine typische IHHT-Behandlung bei Ihnen in der Praxis, also so eine Sitzung abläuft? Gibt es spezielle Räumlichkeiten, eine bestimmte Atmosphäre, ein bestimmtes Vorgehen?“
Dr. med. Christian Meyer: „Ja, also was wir merken, ist, dass die Patienten während der Sitzung komplett entspannen. Es ist einfach mal ein Ausschalter im Alltag. Die Leute kommen oft gestresst an und müssen einfach mal runterfahren. Die Behandlung dauert ja 40 bis 60 Minuten. Das heißt, die ersten 10 Minuten dient die künstliche Intelligenz des Geräts dazu, den Körper zu analysieren: Wie belastbar ist er heute und wie hoch darf der Höhenanstieg sein? Danach beginnt dann ein Behandlungszyklus, der insgesamt 30 bis 40 Minuten dauert.
Während dieser Zeit legen wir großen Wert auf eine Wohlfühlatmosphäre: gedimmtes Licht, Entspannungsmusik, das Handy wird weggelegt. Die Patienten liegen gemütlich auf einer Liege und werden EKG- und blutdrucküberwacht. Wir haben eine Eins-zu-eins-Betreuung, sodass sich alle sicher fühlen und jederzeit jemanden ansprechen können – etwa wenn der Sauerstoffabfall auf 80 Prozent erfolgt oder Unwohlsein auftritt.
Aktuell bauen wir in der Praxis komplett um, damit wir demnächst einen ‚Meeresbereich‘ und ein ‚Kaminzimmer‘ für das IHHT anbieten können. Dort werden wir eine noch angenehmere Atmosphäre schaffen, etwa mit speziellen Physioliegen, Entspannungsmusik und einer Bar, an der wir frisch gepresstes Nussmus anbieten. Die Idee dahinter ist, gleich nach dem Höhentraining etwas Gesundes für das Mikrobiom zu tun und den Körper wieder mit Energie zu versorgen. Unser Ziel ist, dass die Patienten diese Zeit wirklich genießen und ihr Alltagspensum mal für einen Moment vergessen können.“
IHHT Höhentraining auf einen Blick
Persönliche Motivation
Kongressbesuche & Studienlage: Dr. med. Christian Meyer verfolgt die Forschung renommierter Institute und Kollegen, die IHHT bereits erfolgreich anwenden.
Positive Patientenerfahrungen: Ein mehrmonatiger Testlauf mit 50 Patientinnen und Patienten überzeugte das gesamte Schlosspraxen-Team, IHHT fest in das Praxisangebot aufzunehmen.
Ablauf & Atmosphäre
Individuelle Anwendung: Zu Beginn wird die optimale „Höhenstufe“ ermittelt, um eine schonende Belastung zu gewährleisten.
Entspannendes Setting: Gedimmtes Licht, Entspannungsmusik und eine beruhigende Umgebung fördern das Wohlbefinden.
Eins-zu-eins-Betreuung: Während der gesamten Sitzung (40 – 60 Min.) finden kontinuierliche EKG- und Blutdruckkontrollen statt. Insgesamt stehen 3 Mitarbeiterinnen als Ihre direkten Ansprechpartnerinnen zur Verfügung.
Einsatzgebiete der IHHT Therapie
Herz-Kreislauf: Ergänzend bei Angina Pectoris, Herzinsuffizienz, Long-Post-COVID mit Herzbeteiligung und zur Steigerung der Pumpfunktion.
Lungenerkrankungen: Unterstützung bei Asthma, COPD und Atemwegseinschränkungen (z.B. Zwerchfellverklebungen).
Rheumatologische Erkrankungen: Gute Erfahrungen bei entzündlichen Prozessen und Gelenkbeschwerden.
Neurologie & Psyche: Burnout, Depression, Angststörungen können von den neurotrophen Effekten (Hirnachse-Stabilisierung) profitieren.
Allgemeine Erschöpfungszustände & Leistungssteigerung: Ältere Menschen, die sportlich weniger aktiv sind, können oft zurück zu mehr Kraft und Vitalität finden.
Probieren Sie das IHHT Höhentraining selbst aus
Das IHHT-Höhentraining in unseren Praxen am Schloss Hachenburg vereint medizinische Innovation mit Wohlfühlatmosphäre. Die wissenschaftliche Forschung ist vielversprechend. Ob als ergänzende Säule bei Long-COVID, Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen, rheumatischen Beschwerden oder Burnout-Symptomen: Die positiven Rückmeldungen der Patientinnen und Patienten überzeugen uns, das Training weiter einzusetzen und die Forschungen diesbezüglich weiterzuverfolgen. Wer also nach einer Methode sucht, um seinen Organismus auf Zellebene zu unterstützen, findet im IHHT-Höhentraining der Schlosspraxen Meyer ein überzeugendes Konzept – ganz im Sinne der ganzheitlichen Medizin, die Körper und Geist gleichermaßen im Blick hat.

Weiterführende Literatur und aktuelle Forschung zum IHHT Höhentraining
Molekularer Hintergrund (Nobelpreis 2019)
Nobel Media AB (2019). The Nobel Prize in Physiology or Medicine 2019.https://www.nobelprize.org/prizes/medicine/2019/summary/→ Der Nobelpreis wurde an William G. Kaelin Jr, Sir Peter J. Ratcliffe und Gregg L. Semenza für ihre Entdeckungen zur Regulation der Sauerstoffverfügbarkeit (u. a. über HIF-Proteine) verliehen. Darauf basiert das Wirkprinzip von Intervall-Hypoxie-Verfahren wie IHHT.
Übersichtsartikel zu Intervall-Hypoxie als Therapie
Serebrovskaya TV & Xi L (2016). Intermittent hypoxia training as non-pharmacologic therapy for cardiovascular diseases: practical analysis on methods and equipment. Experimental Biology and Medicine (Maywood), 241(15), 1708–1723.https://doi.org/10.1177/1535370216640819→ Hier werden verschiedene Einsatzgebiete und Geräte für das Intervall-Hypoxie-Training (IHT) zusammengefasst und die Effekte bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen beschrieben.
Aktuelle Pilotstudie zu IHHT bei Long-COVID (MEDIAN-Klinik Flechtingen)
MEDIAN-Klinik Flechtingen / Berlin (2024):„Intermittierende Hypoxie-Hyperoxie-Therapie (ReOxy) vielversprechend bei der Behandlung von Long COVID“ – Pressemitteilung vom 27.11.2024.→ Pilotstudie mit Patientinnen und Patienten, die in einer stationären Rehabilitation (ReOxy-Therapie dreimal wöchentlich über fünf Wochen) signifikante Verbesserungen bei funktioneller Kapazität, Lebensqualität und subjektivem Gesundheitsempfinden zeigte.
Doehner, W., Fischer, A., Alimi, B., Muhar, J., Springer, J., Altmann, C., Schueller, P. O. (2024). Intermittent Hypoxic–Hyperoxic Training During Inpatient Rehabilitation Improves Exercise Capacity and Functional Outcome in Patients With Long Covid: Results of a Controlled Clinical Pilot Trial. Journal of Cachexia, Sarcopenia and Muscle, 15(6), 2781–2791.https://doi.org/10.1002/jcsm.13628→ Fachveröffentlichung der oben genannten Pilotstudie: Beschreibt, wie IHHT in einer kontrollierten Interventionsstudie mit 145 Long-COVID-Patienten zu deutlich verbesserten 6-Minuten-Gehtest-Distanzen sowie verminderter Dyspnoe und Fatigue führt. Zeigt zudem Verbesserungen in der gesundheitsbezogenen Lebensqualität.
Interdisziplinäre Studien zu Hypoxie und Post-COVID
Die Charité ist Teil diverser multizentrischer Forschungsverbünde (z. B. in Zusammenarbeit mit Fraunhofer-Instituten oder anderen Universitäten), bei denen es um Rehabilitation und Therapieoptionen bei Post-COVID geht. Hier wird teilweise auch untersucht, inwiefern kontrollierte Hypoxie (IHHT) zur Verbesserung der kardiopulmonalen Leistungsfähigkeit beitragen kann. Offizielle Projektdaten zu finden u. a.
Kardioprotektive Effekte
Mallet RT, Manukhina EB, Ruelas SS, Caffrey JL, Downey HF (2019). Cardioprotective and reparative effects of intermittent hypoxia: from molecular mechanisms to clinical applications. Current Opinion in Physiology, 7, 8–16.https://doi.org/10.1016/j.cophys.2018.07.014→ Zeigt auf, wie Intervall-Hypoxie/Hyperoxie (IHHT) und intermittierende Sauerstoffreize Herz und Gefäße schützen und Regenerationsprozesse anregen können.
Langzeitwirkungen bei Lungen- und Herzpatienten
Burtscher M, Gatterer H, Szubski C, Pierantozzi E, Faulhaber M (2010). Effects of interval hypoxia on exercise tolerance: special focus on patients with CAD or COPD. Sleep and Breathing, 14(1), 209–220.https://doi.org/10.1007/s11325-009-0305-6→ Diskutiert die positiven Effekte von moderaten „Höhenreizen“ gerade für Menschen mit Koronarer Herzkrankheit (CAD) oder chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD).
IHHT und Bluthochdruck
Serebrovskaya TV, Manukhina EB, Smith ML, Downey HF, Mallet RT (2008). Intermittent hypoxia: cause of or therapy for systemic hypertension? Experimental Biology and Medicine (Maywood), 233(8), 857–866.https://doi.org/10.3181/0802-MR-52→ Beschreibt die unterschiedlichen Effekte hypoxischer Phasen auf das kardiovaskuläre System und zeigt, wie ein kontrolliertes Hypoxie-Training zur Blutdruckregulation beitragen kann.
Unland, D. (2020). Neuritenwachstum kardialer Neurone unter Hypoxiebedingungen (Dissertation). Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg.
https://ediss.sub.uni-hamburg.de/bitstream/ediss/8717/1/Dissertation.pdf→ Diese Doktorarbeit untersucht das Wachstum kardialer Neurone unter reduzierten Sauerstoffbedingungen und liefert damit wichtige Einblicke in die zellbiologischen und neurokardiologischen Aspekte von Hypoxie. Sie verdeutlicht, dass die Hypoxieforschung (und somit auch die Grundlage des IHHT) an deutschen Universitätskliniken aktiv betrieben wird.
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